245519646 Gesunde Hundezähne-gesunder Hund - Sunnys Hundeernährung und BARF-Beratung
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Gesunde Hundezähne - gesunder Hund


Es ist wirklich traurig!

Immer wenn ein Hundebesitzer zu mir kommt – egal, ob es sich um eine Futterberatung handelt oder wegen irgendwelcher Beschwerden, die seinen Vierbeiner plagen – schaue ich der Fellnase als erstes in die Schnauze.

Leider sieht es in 8 von 10 Fällen nicht gut in der Maulhöhle aus:
Einfach nur Zahnbelag, wäre ja (fast) noch hinnehmbar aber die Zähne sind zum Teil braun vor fest zementiertem Zahnstein. Der Zahnfleischrand ist hochgradig entzündet und blutet schon, wenn man nur leicht drauf drückt.

Schaut denn niemand seinem Hund mal in die Schnauze???

Gesunde Hundezähne sind das A und O

Die Hundegesundheit beginnt in der Maulhöhle.

Gesunde Zähne sind das A und O. Schlechte Zähne beeinträchtigen nicht nur die Lebensqualität deines Vierbeiners in hohem Maße, sie sind auch Grundlage vieler schwerwiegender Erkrankungen.

Die Liste reicht von Fisteln oder Tumoren in der Mahlhöhle bis hin zu schweren Herzerkrankungen.

Sicher finden die Fellträger das nicht prickelnd, wenn man an die Schnauze packt und diese gegen ihren Willen öffnet und dann auch noch die Lefzen nach oben zieht. Aber das ist ein notwendiges Übel.

Apropos „Übel“:

Übel ist eher das, was deinen Hund erwartet, wenn du nicht regelmäßig seine Futterluke kontrollierst: Eine ausgewachsene Paradontitis!

Was ist eine Parodontitis

Hundezähne2

Eine Parodontitis (Zahnfleischentzündung). ist eine Erkrankung des Zahnhalteapparats (Parodontium).

Sie beginnt mit einer Entzündung des Zahnfleisches (Gingivitis), greift dann Wurzelhaut und Zahnfach an und im fortgeschrittenen Stadium zeigt sich eine Schädigung des Zahnzements und der Kieferknochen.

Ist der Zahnzement bzw. der Kieferknochen geschädigt, beginnen die Zähne zu wackeln und fallen dann aus.

Wie entwickelt sich Parodontitis?

  • Zuerst entsteht durch Plaquebildung um die Zahnhälse eine (Gingivitis) Zahnfleischentzündung.

  • Die bakteriell bedingte Entzündung des Zahnhalteapparates geht auf die Wurzelhaut und das Zahnfach über.

  • Der Kieferknochen wird angegriffen, was zu einer Infektion in diesem Bereich führt (Osteomyelitis).

  • Der Zahnhalteapparat wird immer weiter geschädigt, die Zähne lockern sich.

  • Die Folge ist Zahnverlust (im „günstigsten“ Fall).

  • Im weiteren Verlauf gelangen die Bakterien durch die absteigende Infektion entlang des Zahnfaches bis zu den Zahnwurzelspitzen.

  • Es kommt zu Fistelbildungen (austretender Eiter aus den Kieferknochen im Beriech der infizierten Wurzelspitze) und Ausbreitung der Infektion im Kieferknochen und über die Blutbahn.

Wie entsteht Zahnbelag

Zahnbelag wird auch als Plaque bezeichnet – kennen wir ja von uns, wenn wir mit der Zunge über die Zähne fahren und sie sich eher pelzig anstatt schön glatt anfühlen.

Plaque setzt sich aus Bestandteilen des Speichels, aus Nahrungsresten und Bakterien zusammen. Meist bilden sich mehrere Belagschichten, die aus Eiweißen, Kohlenhydraten, Phosphaten und Mikroorganismen bestehen.

Diese Plaque ist sehr weich – es ist ja erstmal ein Belag – und lässt sich leicht entfernen.

Die nächste Stufe des Zahnbelages ist Zahnstein.

Zahnstein ist praktisch „verkalkter“ Zahnbelag, d.h. der Zahnbelag mineralisiert aus, durch das Einlagern von Mineralien. Der Zahnstein besteht vorwiegend aus Phosphor, Kalzium und Magnesium.


Die Bildung von Zahnstein kann begünstigt werden durch:

  • genetische Faktoren, z.B. durch die Speichelzusammensetzung bzw. den  pH-Wert in der Maulhöhle,

  • durch Verstärktes Maulatmen (Verdunsten des Speichels zur Wärmeregulation),

  • zu weiches Futter (geringere Selbstreinigung der Zähne) 

Die Folgen von Zahnstein

Karies

Die Bakterien, die sich im Zahnstein angesiedelt haben, werden durch die Verkalkung größtenteils unschädlich gemacht. Unter dem Zahnstein findet sich demzufolge praktisch keine Karies. Aber auf der rauen Oberfläche des Zahnsteins finden Bakterien ideale Bedingungen vor und können sich so in der Maulhöhle weiter ausbreiten und andere Zähne befallen.

Zahnstein beimHund

Beim Hund kommt Karies (infolge bakterieller Säurenbildung und Entkalkung des Zahnschmelzes) weit seltener vor als beim Menschen. Denn zum einen reinigen sich die kegelförmigen Zähne des Hundes stärker selbst, zum anderen ist der Anteil an Kohlenhydraten in der Nahrung meist nicht so hoch ist wie beim Menschen.

Dennoch besteht bei einseitiger Ernährung mit zuckerhaltigen Leckerli, aber auch bei Verwendung von halbfeuchten bzw. trockenen Mischfuttermitteln mit größeren Zuckermengen ein Risiko.

Kleinere Hunderassen scheinen aufgrund anatomischer Besonderheiten (zu kleine Kiefer für zu viele Zähne - Mops und Co - Zahnfehlstellungen) stärker betroffen zu sein als größere.

Die Folgen einer unbehandelten Parodontitis?

  • Herzklappenerkrankungen (vor allem bei der Mitralklappe)
    (Bakterien können sich auch an den Herzklappen anheften und diese nachhaltig so schädigen, dass die Herzklappe nicht mehr richtig schließt.)
  • Nierenerkrankungen und Niereninsuffizienz
  • Leberfunktionsstörungen
  • Augenvorfall
  • Abszesse im Bereich der Augen
  • (In schweren Fällen kann sich eine Wurzelspitzeninfektion sogar bis in den Bereich der Augen ausbreiten. Abszesse unter dem Augapfel mit Vorverlagerung des Auges nach außen sind die Folge.)
  • Fistelbildungen
  • Entwicklung von Maultumoren bedingt durch den infektiösen Dauerreiz

Welche Hunde sind am meisten betroffen?

Im Prinzip ist kein Hund sicher vor einer Paradontitis – sofern du nicht regelmäßig die Maulhöhle kontrollierst. Es gibt Hunde, die scheinen „immun“ gegen jede Form von Zahnbelag zu sein, bei den meisten Hunden jedoch muss man aufpassen.

Hundesenior

Am anfälligsten sind

  • Die meisten Hunde ab einem Alter von 2 Jahren,
  • immungeschwächte Hunde,
  • Hunde, die an Diabetes leiden,
  • Hunde, die an Nierenerkrankungen leiden,
  • besonders kleine Hunderassen,
  • Hunde, die aufgrund der Anatomie zu Zahnfehlstellungen neigen,
  • Hunde, die nicht gerne und wenig kauen

Welches sind die Symptome?

Bei einem auffälligen, meist fauligen Maulgeruch solltest du aufmerksam werden.

Dein Hund hat keine wirkliche Lust mehr zu Zieh- und Zerrspielen. Du findest Blut am Spielseil.

Er steht vor seinem Napf, hat offensichtlich Hunger und möchte fressen, tut es aber nicht und wenn, nur wenig.

Er zieht sich mehr und mehr zurück und wirkt lustlos und hat auch ein größeres Schlafbedürfnis.

Wie erfolgt eine Zahnuntersuchung beim Tierarzt?

Eine genaue Untersuchung der Maulhöhle beim Tierarzt geht nur in Narkose und zwar aus folgenden Gründen:

Zunächst muss der „Status“, d.h. das Vorhandensein und der Grad der Zahnfleischentzündung festgestellt werden. Anschließend erfolgt die Untersuchung auf das Vorhandensein und die Tiefe von Zahnfleischtaschen, der Grad von Zahnstein und der Grad von freiliegenden Gabelungen der Zahnwurzel

Im Anschluss werden Zahnröntgenbilder aller Zähne und deren Wurzeln mit einem speziellen Dentalröntgengerät angefertigt. Wurzelinfektionen, abgebrochene Zahnwurzelreste, Knochenrückgang im Kieferknochen usw. können so festgestellt werden.

Sind diese Untersuchungen soweit abgeschlossen, wird geschaut, welche Zähne in der Schnauze verbleiben können und welche so stark geschädigt sind, dass sie chirurgisch entfernt werden müssen.

Alle verbleibenden Zähne werden einer professionellen Zahnreinigung mit abschließender Politur unterzogen.

Wie geht es weiter?

Bei der Parodontitis handelt es sich um eine chronische, unheilbare, fortschreitende Erkrankung.

Deshalb ist eine regelmäßige Kontrolle beim Tierarzt Pflicht – in schweren Fällen (mit entsprechenden Vor- bzw. Nebenerkrankungen wie Diabetes, Zahnfehlstellungen etc.) muss sogar regelmäßig eine professionelle Zahnreinigung erfolgen. Vor allem bei den kleinen Rassen ist ein solcher Tierarztbesuch alle 6 Monate unumgänglich.

Zu Hause ist Maulhygiene obligatorisch.

Wie kannst du vorbeugen?

Ganz einfach! Durch Zähne putzen.

Dein mögliches Gegenargument: Er/sie lässt mich aber nicht in die Schnauze gucken und dann auch noch mit einer Zahnbürste? Neeee, geht gaaaar nicht!!

Dieses Argument lasse ich allenfalls (ein bisschen) bei Hunden aus dem Tierschutz gelten, die schon einige blöde Erfahrungen hinter sich haben und ein Anfassen der Schnauze als Eingriff in die persönliche Freiheit oder schlicht als Übergriffigkeit ansehen. Bei diesen Hunden ist es in der Tat schwierig – ABER auch hier gibt es Möglichkeiten. Die dauern zwar etwas länger und es ist mit Arbeit verbunden, langfristig lohnt sich die Mühe aber.

Das Zauberwort heißt: Vertrauen schaffen, Bindung aufbauen.

Schritt für Schritt ans Ziel

Ganz langsam, in ruhiger, entspannter Atmosphäre, mit ruhiger Stimme und Leckerchen (vielleicht auch über Klicker aufbauen). Körpernahe Spiele, bei denen zunächst nur der Kopf berührt wird und in der nächsten Stufe eine Berührung der Schnauze rein zufällig geschieht, beim Kraulen, beim Schmusen. Lässt er sich das gefallen, gibt es eine Belohnung.

Die einzelnen Berührungsformen bis zum Öffnen der Schnauze werden langsam gesteigert. Möglicherweise dauert es Wochen, bis man soweit ist.

Farah zeigt hier sehr schön, wie "Schnauzegucken" geht

Farah Lefze

Im Prinzip reicht es für den Anfang, wenn du die Lefzen hochziehen kannst, dann hast du schon mal einen groben Überblick, wie es um die Zähne bestellt ist. 

Das komplette Öffnen der Schnauze sollte das Ziel sein. Denn das ist zum Zähne putzen schon nötig, sonst kommst du nicht an alle Beißerchen ran.

Niemals mit Druck oder Gewalt - 

Farahs Fazit: "War gar nicht so schlimm."

Farah
Sunny Welpe

Hast du deinen Hund von Welpenbeinen an, ist das Öffnen der Schnauze eine Grundübung in der der Erziehung wie Sitz und Platz.
Du gehst zwar genauso behutsam vor, hast es idR aber einfacher und kommst schneller ans Ziel.

Wenn dein Hund dir also bereitwillig seine Beißerchen zeigt und du dich darüber freust, dass sie (noch) schön weiß sind, dann sorge dafür, dass es so bleibt.

Das geht über ausgewogenes, gesundes Futter ohne Getreide – nach Möglichkeit roh füttern (barfen), genügend zum Kauen anbieten (Kong, Havaball, Spielseile aus reiner ungefärbter Baumwolle – bitte keine Geweihteile oder harte Knochen (ein Hund, der nicht roh gefüttert wird, sollte ohnehin keine Knochen in welcher Form auch immer bekommen – aber anderes Thema), auch Vorsicht mit befellten Rinderohren o.ä.)

Hund_Rohfutter_BARF

Keine zuckerhaltigen Leckerli (leider wird wegen der „besseren Aktzeptanz“ überall Zucker reingemischt, selbst in einigen Nahrungsergänzungen für BARF ist er zu finden).

Keine Süßigkeiten, die eigentlich für uns Menschen gedacht sind (meine Hunde fuhren auf Gummibärchen ab, nachdem sie mal das ein oder andere erhaschten, weil es nicht ausbleibt, dass sowas mal runterfällt - was aber nicht heißt, dass sie diese von mir freiwillig bekamen ;-)). Hunde lieben eben Süß.

Bildet sich der erste weiche Zahnbelag (meist weißlich/gelblich), kannst du ihn ganz leicht mit einem Frotteelappen entfernen auf den du etwas Kokosöl draufgibst. Das Frottee rubbelt den Belag ab und das Kokosöl wirkt antibakteriell.

Hat sich schon etwas Zahnstein angesetzt (leicht bräunlich) ist dieser am Anfang auch noch nicht voll durchgehärtet und du bekommst ihn mit dem Daumennagel ab – einfach zwischen Zahnstein und Zahnfleischrand den Daumennagel ansetzen und runterziehen (Voraussetzung einigermaßen stabile Findernägel). Es gibt auch mechanische Hilfsmittel zu kaufen wie Zahnhaken aus Kunststoff (niemals welche aus Metall verwenden, das schädigt den Zahnschmelz)

Der Markt ist voll mit diversen Hilfsmittel von Dentalspray bis Hundezahncreme – von der einfachen Hundezahnbürste bis zur Schallzahnbürste gibt es alles – manche davon recht sinnvoll, andere mit sehr zweifelhaften Versprechen.

Das meiste davon kannst du dir schenken. Geht der Belag leicht ab und der Zahnfleischrand ist nicht entzündet reicht der o.g. Frotteelappen mit Kokosöl. Ist das Ganze aber schon weiter fortgeschritten, ist ein Tierarztbesuch der bessere Weg.


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